Radfahren am Plattensee

ein Kapitel für sich...

Radfahren am Balaton macht Spaß!

Das Radfahren am Balaton ist trotz einiger Einschränkungen ein Vergnügen: Immer in Seenähe und meist auch in Sichtweite des Sees ist die rund 220 km lange Tour genau das richtige für ambitionierte Radler.

Es gibt zwar ein paar giftige Steigungen, aber danach kann man es ja wieder rollen lassen. Der Wind bläst meist aus einer Richtung, bei einer Rundfahrt gleichen sich Gegen- und Rückenwind daher letztendlich wieder aus.

Entweder bringt man die Tour an einem Tag hinter sich oder man fährt gemütlich über zwei oder drei Tage den See entlang, pausiert an den zahlreichen schönen Ausblicken und lässt sich mit einer Cola für 90 Cent(Stand Sommer 2019) oder einer Zwischenmahlzeit für weniger als 3 EURO verwöhnen.

Voraussetzungen: Ein gutes Rad! Gut heißt hier: Möglichst ein stabiles ATB mit Mittelsteg-Reifen, die ein gutes Abrollen auch auf glattem Grund ermöglichen.

Federung vorn und hinten ist sehr nützlich: Die Straßen und Radwege sind in einem unterschiedlichen Zustand. Doch darüber später mehr bei den einzelnen Streckenabschnitten.

Wenn man mehrere Tage für die Tour einplant, kommt man mit einem Kriechzelt, Luftmatratze und Schlafsack gut aus. Auf Kochgeschirr kann man getrost verzichten.

Erfahrene Tourenradler wissen, wie man Lasten auf dem Rad verteilt: Schwerpunkt möglichst weit unten, auf dem Vorderrad wegen der Lenkbarkeit nur leichte Sachen.

Das richtige Rad muss es sein...

Es gibt zahlreiche Campingplätze am Wege, riesige wie in Balatonfüred, winzige wie in Örvenyes. Die Preise für die Übernachtung sind relativ gering, der Komfort allerdings auch. Die hygienischen Bedingungen sind in den letzten Jahren aber stark verbessert worden.

Sichern Sie Ihr Rad unbedingt immer und überall gründlich: Nicht nur abschließen, sondern mittels stabilem Schloss an Bäumen oder anderen festen Gegenständen anschließen, am besten mehrfach.

Gerade Luxusräder werden gerne entwendet. Und wenn man gesehen hat, welche Räder die Einheimischen in der Regel benutzen, ist jedes "Plattensee - Rundfahrt - taugliche" Rad in Ungarn ein Luxusrad.

Für reichlich Flüssigkeitszufuhr soll man unterwegs unbedingt sorgen, ebenso für einen wirksamen Sonnenschutz. Die Kalorienzufuhr ist kein Problem: überall gibt es Melonen, Pfirsiche, Äpfel und anderes Obst am Wegesrand zu kaufen, Lebensmittelläden gibt es in jedem noch so kleinen Ort.

Die Preise sind niedrig, noch billiger wirds, wenn man nur wenige km vom See entfernt einkauft.

Pannenwerkzeug mitnehmen!

Die Badehose bitte nicht vergessen! Zahlreiche Strandbäder oder Freistrände laden zu einem erfrischenden Bad ein. Beispiel Örvenyes: Hier liegt abseits der Straßen ein kleines, sehr gepflegtes Strandbad, Eintritt frei! Der winzige Campingplatz ist gleich nebenan.

Die vorherrschende Windrichtung ist Nord. Das bedeutet, dass man den Wind meist von der Seite abbekommt. Wenn man - wie ich es empfehle - den See im Uhrzeigersinn umfährt, bekommt man am Nordufer den Wind von links und am Südufer von rechts.

Am Nordufer ist man allerdings oft durch Berge und Hügel abgeschirmt (vorsicht vor dem Düseneffekt beim Passieren von Seitentälern!); am Südufer fährt man nur selten direkt am See entlang und bekommt daher ebenfalls nicht so viel Wind ab.

Die Empfehlung, den See im Uhrzeigersinn zu umfahren, rührt aus der Erfahrung, dass am Nordufer, wo der Balaton-Rundweg noch nicht vollständig ist, die Straßen alle paar Meter von Gullis gesäumt werden, denen man wegen deren Tiefe ausweichen muss.

Auf der seeseitigen Straßenseite gibt es davon streckenweise viel weniger. Meist trennt nun aber wenigstens ein weißer Strich Radler und Kraftfahrzeuge.

Zur Ferienzeit ist der Verkehr sehr rege. Glücklicherweise verhalten sich die Ungarn Zweiradfahrern gegenüber äußerst rücksichtsvoll, halten beim Überholen großen Seitenabstand ein und verzichten oft so lange auf das Vorbeifahren, bis dieser Abstand auch eingehalten werden kann. Bedrängt worden bin ich bisher nur von deutschen Urlauberfahrzeugen...

Bergauf gehts immer schwer...

Die Straßenverhältnisse sind sehr unterschiedlich. Sehr gut ausgebaute Strecken wechseln mit Holperpisten ab, die einen heftig durchschütteln. Mit plötzlich auftauchenden Schlaglöchern, mit überstehenden oder tiefliegenden Gullideckeln sowie mit unvermittelt wechselnden Straßenverhältnissen muss man jederzeit rechnen! Flickzeug nicht vergessen, alle Muttern gut anziehen, Speichen ab und an kontrollieren!

Zur Zeit (Sommer 2020) ist der  Rundweg (balaton körut)  fast völlig geschlossen und auch entsprechend beschildert. So fährt man zwischen dem Ausgangspunkt Fenekpuszta an der SW-Ecke des Sees bis weit nach Keszthely hinein auf einem relativ guten Radweg (Achtung, scharfe Kurven!). Die Benutzung des Radwegs ist meist bindend vorgeschrieben und das Radfahren auf der Straße untersagt!

Weiter bis Balatongyorök fährt man auf gut ausgebautem Radweg durch die Natur. Zwischen der Einmündung der Bundesstraße 84 und Szigliget ist der Radweg nun auch fertig, steht aber bei hohem Wasserstand des Balaton zentimeterhoch unter Wasser. Nur in manchen Ortschaften wird man auf Nebenstraßen geleitet, die kurzerhand zum Balaton-Rundweg erklärt worden sind. Hinter Tihany beginnt wieder ein Radweg, der sich mit Unterbrechungen bis zur Nordostecke des Sees fortsetzt.

Von dort wird man auf Nebenwegen und teils gut ausgebauten Radwegen nach Balatonkenese geleitet. Von hier hält man sich am besten immer auf der dem See am nächsten gelegenen Straße, die parallel zum Ufer geht. Das Befahren der Durchgangsstraße Nr. 7 und Nr. 71 ist streckenweise für Radfahrer verboten!

Die Route am Südufer ist landschaftlich weniger reizvoll, dafür gibt es kaum Steigungen. Man kann ja aufs Nordufer schauen und sich an diesem herrlichen Anblick erfreuen.

Hinderlich können auf der Südseite die zum und vom Strand strömenden zahlreichen Badegäste sein, die selten nach links und rechts schauen und stellenweise den Radweg oder gar die gesamte Breite der Straße ganz für sich allein in Anspruch nehmen. Eine hell und laut tönende Glocke ist hier zu empfehlen...

Bis Fonyod, wo man zeitweise wieder auf der Durchgangsstraße fahren muss, gibt es an der Südseite auch wieder einige Kilometer ausgebauten Radweg, der teils abseits der Straßen den Radler durch die Landschaft leitet.

...bergab gehts leichter!

Vorsicht: Es gibt im neuen Radweg einige schwere Schlaglöcher und unerklärliche Schikanen (bei Fenekpuszta muss der Verantwortliche besoffen gewesen sein...)! Meist aber muss man sich auf den Nebenstraßen, gesäumt durch endlose Reihen von Ferienhäusern, durch die Scharen der Badegäste seinen Weg bahnen.

Zwischen Balatonmariafürdö und der Zalamündung folgt nun eine flammneue Radwegstrecke, die aber ihre Tücken hat: In Balatonbereny muss man direkt an den Strandrestaurants vorbeifahren, der Radweg ist nicht deutlich vom Gehweg getrennt. Hier hilft nur klingeln! Schließlich erreicht man kurze Zeit später wieder den Ausgangspunkt der Reise.

Wenn man die Umrundung des gesamten Balaton scheut, so empfiehlt es sich, die Strecke abzukürzen, indem man die Fähre zwischen Tihany und Szantod nimmt. So lässt sich rund ein Drittel der Tour einsparen oder besser auf später verlegen.

Einen guten Reiseführer und ein Wörterbuch kann man auch als Radler mitführen. Ein paar Wörter ungarisch - wenigstens bitte und danke, Guten Tag und Auf Wiedersehen - sollte man schon lernen, auch wenn viele Ungarn deutsch sprechen (so gut, dass wir uns schämen müssen...)

Die Ungarn sind alles andere als ein Operettenvolk - schließlich läuft man auch in Deutschland nicht nur in Lederhosen herum und tanzt unermüdlich Schuhplattler.

Bei einem Gläschen Wein kommt man - Sprachkenntnisse vorausgesetzt - schnell ins Gespräch und lernt nette und gastfreundliche Menschen kennen.

Aber Achtung: Die 0,0-Promille-Grenze gilt in Ungarn auch für Radfahrer...

Seit Anfang 2010 gelten für Radler neue Regeln: Man darf innerhalb geschlossener Ortschaften als Radler nur noch 20 km/h fahren und außerhalb nur 40 km/h (mit Helm sogar 50 km/h!). Bei Dunkelheit und schlechter Sicht ist das Tragen einer Warnweste Pflicht!

Übrigens fahre ich nicht jedes Jahr um den ganzen See: Wer mehr weiß und gute Tipps hat, darf mir gerne mailen!

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